Grade im Hinblick auf Christopher Street Days ist die Frage, ob Sponsoring angebracht ist oder nicht eine viel diskutierte Frage. An dieser Stelle möchten wir versuchen unsere Beweggründe aus Sicht des CSD Bremen + Bremerhaven Förderverein zu erläutern.
Lange Zeit hat der CSD Bremen + Bremerhaven e.V. seine Vereinsaktivitäten ohne finanzielle Unterstützung von Unternehmen realisiert. Hierzu gehören neben den CSDs in Bremen und Bremerhaven auch die Pflege von queeren Städtepartnerschaften und Projekte für queere Behinderte. Doch mit der Zeit mussten wir erkennen, dass uns Finanzierungsquellen nur in sehr begrenztem Umfang zur Verfügung standen.
Der CSD ist eine jährlich stattfindende große Demonstration, mit einem großen Demonstrationszug durch die Stadt und einer anschließenden mehrstündigen Kundgebung. Mittlerweile in Bremen mit annähernd 20.000 Teilnehmern. Dafür müssen einige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Es braucht Bühnen und Lautsprecheranlagen, dafür wiederum eine Stromversorgung. Um Forderungen und Informationen zu vermitteln, braucht es Banner und Plakate und auch Toiletten sind bei der Anzahl der Teilnehmenden ein Muss. Hinzu kommt eine Vielzahl kleinerer Posten. Zusätzlich zum CSD kommen dann noch die übrigen Vereinsaktivitäten hinzu, die ebenfalls mit finanziellem Aufwand verbunden sind. Am Ende summiert sich all das zu einem hohen fünfstelligen Betrag.
Wenn nicht genug Geld da ist, muss gespart werden. Sparen beim CSD geht ausschließlich darüber, dass wir Dinge weglassen. Das funktioniert in unseren Augen aber nicht. Keine Bühnen? Wo sollen queere Organisationen ihre Arbeit, ihre Anliegen, ihre Forderungen präsentieren? Keine Toiletten? Na viel Spaß bei 20.000 Leuten. Verzicht auf Banner und Plakate? Wir wollen sichtbar sein und nicht unsichtbar. Gleiches gilt auch für die übrigen Vereinsaktivitäten. Fehlende finanzielle Mittel führen immer zu Einschränkungen in der Verwirklichung des Vereinszwecks.
Finanzierung über die Mitglieder und Teilnehmer*innen Im Idealfall würden wir uns selbst finanzieren durch Mitgliedsbeiträge oder Teilnahmebeiträge. Wenn zum Beispiel jede*r Teilnehmer*in an der Demo nur fünf Euro spenden würde, hätten wir keinen Bedarf an zusätzlicher Finanzierung. Doch das Wesen einer Demonstration ist, dass jede*r teilnehmen kann, ohne einen „Eintritt“ zahlen zu müssen. Wir können und wollen so eine Umlage nicht von unseren Teilnehmenden verlangen.
Selbst erwirtschaften Ein Ansatz der vergangenen Jahre war es die Gelder selbst zu erwirtschaften. Genau das haben wir in den letzten Jahren versucht, zum Beispiel durch den Verkauf von Getränken, CSD-Armbändern oder Spendensammlungen. Diese Form der Geldbeschaffung ist aber mit einem hohen personellen Aufwand verbunden. Das heißt, dass gerade am Tag des CSD, an dem ohnehin jede Hand des Teams benötigt wird, noch mehr Helfer*innen mit eingebunden werden müssen. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass wir das einfach nicht leisten können. Leider finden sich nicht ohne weiteres 50 Helfer*innen, die ehrenamtlich arbeiten.
Staatliche Finanzierung Auch staatliche Finanzquellen sind nicht unproblematisch. Demonstrationen kann der Staat nicht finanzieren. Wäre das der Fall, hätten auf Grund des staatlichen Neutralitätsgebots und der Pflicht zur Gleichbehandlung auch unsere politischen Gegner, zum Beispiel Rechtsextreme, einen Anspruch auf staatliche Finanzierung. Das kann keiner wollen. Darüber hinaus richten sich unsere Forderungen z.B. hinsichtlich der Änderung gesetzlicher Regelungen oder der Finanzierung von Beratungsstellen an den Staat. Wenn wir ausschließlich auf eine staatliche Finanzierung setzen, begeben wir uns in eine finanzielle Abhängigkeit mit denjenigen an die unsere Forderungen gerichtet sind.
Sponsoring Sponsoring ist eine Form der Finanzierung des durch Unternehmen oder Privatpersonen. Hierzu wird ein Vertrag zwischen dem Förderverein und dem Unternehmen oder der Privatperson geschlossen. In dem Vertrag sind die Höhe der finanziellen Unterstützung, aber auch unsere Gegenleistungen festgelegt. Das bedeutet im Gegensatz zu einer Spende verpflichten wir uns gegenüber dem Sponsor, dass wir dafür Sorge tragen, dass z.B. das Firmenlogo auf Bannern und auf der Homepage des CSD Bremen + Bremerhaven e.V. platziert wird. Da die im Rahmen von Sponsoring gezahlten Beträge in der Regel wesentlich höher sind als Spenden ist diese Gegenleistung aus unserer Sicht auch gerechtfertigt.
Durch die Schaffung einer möglichst breiten Basis unterschiedlicher Finanzierungsquellen ermöglichen wir es dem CSD Bremen + Bremerhaven e.V. unabhängig von äußerer Einflussnahme zu bleiben. Darüber hinaus können wir auch den Wegfall von Mitteln an einer Stelle besser kompensieren. Dies ist eine von mehreren Voraussetzungen, um auch in Zukunft die nötige Aufmerksamkeit für die queere Community im Rahmen der CSDs sicherzustellen.